1883 | Bau und Stapellauf

Bau und Stapellauf

Wenn der Lotsenschoner No. 5 ELBE zu Gästefahrten aus dem Hamburger Hafen ausläuft, kommt das Schiff sozusagen an seinem Geburtsort vorbei: Auf Steinwerder am südlichen Elbufer, wo heute zwei Musicaltheater stehen, war früher das Werftgelände der Stülcken-Werft.

Am 9. August 1883 berichten die „Altonaer Nachrichten“ über den Stapellauf des Lotsenschoners:

Altonaer Nachrichten 1883

„Ein neuer Lootsen-Schooner, welcher den Namen ‚Elbe und die Nr. 5‘ führt, wurde heute Morgen von der Werft H. C. Stülcken Wwe. auf Steinwärder glücklich vom Stapel gelassen. Das neue Schiff, welches auf dem Helgen sofort vollständig fertig gestellt und in jeder Beziehung ausgerüstet wurde, wird dem hamburger Lootsendienst vor der Elbe eingereiht werden, so dass die Zahl der Lootsenschooner jetzt auf 5 erhöht ist.“

Den Auftrag zum Bau eines Lotsenschoners zu bekommen galt damals für jeden Schiffbauer als besondere Auszeichnung: „An Entwurf, Bauausführung, Material und Ausrüstung wurden höchste Ansprüche gestellt und nicht umsonst galten diese Fahrzeuge als die vollkommensten Schöpfungen der Schiffbaukunst.*

Beim Bau des Lotsenschoners ELBE hat sich die Werft offenbar an einem anderen hölzernen Lotsenschoner orientiert: „Aus dem Ausschreibungsverfahren für den Lotsenschoner No. 5 wissen wir, dass Riss und Blockmodell der NORDSEE als „ungefähre Grundlage“ für dessen Neubau gedient haben, aber ein überarbeiteter Entwurf dafür eingereicht werden sollte, weil der neue Schoner etwas größere Abmessungen erhalten sollte.**

Für den Preis von 66.000 Mark verpflichtet sich die Werft im Oktober 1882, das Schiff aus den besten Materialien und komplett segelfertig zum 1. August 1883 abzuliefern.

Konstrukteur des Lotsenschoners No. 5 ELBE dürfte Wilhelm Wilckens gewesen sein. Wilckens hatte 1852 als Lehrling auf der Stülcken-Werft angefangen. Nach dem Tod des Werftgründers Stülcken stammten die meisten Pläne und Risse der Werft von ihm.

Aus Akten im Staatsarchiv Hamburg geht hervor, dass vor dem Bau ein Modell und ein detaillierter Bauriss eingereicht werden mussten. Nichts davon ist heute noch erhalten.

Ein Foto, das offenbar direkt nach dem Stapellauf im August 1883 aufgenommen wurde, zeigt No. 5 ELBE im Hamburger Hafen: Der Schoner liegt an langen Leinen im Strom, vermutlich direkt vor der Bauwerft.

Stapellauf
Stapellauf ©Archiv Hamburger Museum

An Deck stehen acht Personen in Pose, wohl Schiffsbesatzung und Werftarbeiter. Im Großtopp ist die hamburgische Admiralitätsflagge gesetzt. Die Stülcken-Werft auf Steinwerder gab es bis 1966, dann wurde sie von Blohm+Voss übernommen und geschlossen.

* Herbert Karting in seiner Reihe über „Deutsche Schoner“
** Joachim Kaiser: „Gutachten über den Denkmalwert des hölzernen Lotsenschoners No. 5 ELBE“