Restaurierung in den USA 1969 -1981
Ähnlich wie Warwick M. Tompkins hat noch ein Mann großen Anteil daran, dass es den Lotsenschoner No. 5 ELBE heute immer noch gibt: Harold Sommer
Als Harold Sommer 1969 den ehemaligen Lotsenschoner No. 5 ELBE kauft, ist das Schiff ein Wrack. Bis in die 60er Jahre war es in Sausalito (San Francisco Bay) als Hausboot genutzt worden.
Die gekappten Masten dienten als Stützen für einen verandaähnlichen Aufbau. Immerhin war die Inneneinrichtung weitgehend erhalten. 1966 wurde das Schiff verlassen und verkam im Schlick, bis Harold Sommer es entdeckt.
Der Kapitän hat Ausdauer und Sachverstand. 12 Jahre lang restauriert er das Schiff zusammen mit seiner Familie und vielen Freunden. Zunächst geht es Sommer darum, den Rumpf als Wohnschiff für sich und seine Frau herzurichten. Mit der Zeit entsteht die Idee, den legendären Schoner wieder in Fahrt zu bringen.

„Eine große Gemeinschaftsleistung, bei der Harold Sommer die zentrale Figur war“ nennt Joachim Kaiser* dieses außergewöhnliche Restaurierungsprojekt:
„Auch mangels finanzieller Eigenmittel war er auf die Eigeninitiative seiner Volunteers angewiesen, deren Motivation sich aus der Hoffnung speiste, mit dem fertigen Schiff dereinst in See stechen zu können. Nachdem das Projekt Fahrt aufgenommen hatte und immer bekannter wurde, zog es eine Reihe von Spitzenhandwerkern an, die es als eine Auszeichnung empfunden haben, an diesem Schiff mitarbeiten und dabei von Harold lernen zu dürfen.“
* Joachim Kaiser: „Gutachten über den Denkmalwert des hölzernen
Lotsenschoners No. 5 ELBE“
Die historische, original erhaltene Inneneinrichtung unter Deck bleibt erhalten. 1981 ist das Schiff zum ersten Mal nach 40 Jahren wieder in Fahrt. Nachdem der Lotsenschoner mehr als 100 Jahre ausschließlich unter Segeln unterwegs war, baut Harold Sommer 1985 einen General Motors Diesel mit 155 PS Leistung ein.
In Amerika schreiben unzählige Zeitungen und Magazine über das Restaurierungsprojekt. Im Jahr 1999 berichtet auch die deutsche Zeitschrift „Yacht“:
„Talentierte, motivierte Freunde hämmerten, schliffen, pinselten und kalfaterten mehr als zehn Jahre, um „Wander Bird“ wieder segeln zu lassen. Sommer, der als Schlepperkapitän an die 40.000 Schiffe in den Häfen der San Francisco Bay herumbugsiert hatte, war ein begnadeter Beschaffungs- und Reparaturkünstler mit der Auffassung, dass „ein Schiff die richtigen Leute selbst findet“.
Und er hatte Glück. Rockstar David Crosby, selbst Eigner eines Schoners, spendete die Wanten. Schauspieler Sterling Hayden schenkte das eiserne Steuerrad, das von einem
Bristol-Channel-Kutter stammt, und ein anderer Gönner lieferte Oregon-Tannen für neue Masten. Der verdiente Lohn der Mühen war der erste Segeltag am 1.Juni 1981, 40 Jahre nach ihrem letzten Törn, beklatscht von hunderten Zuschauern.“